Was heißt rahmengenäht bei Schuhen
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Schuhe: Was bedeutet rahmengenäht?

von Nicole Arnold

Rahmengenähte bilden die Oberklasse unter den Herrenschuhen ab. Sie werden traditionell aus hochwertigen Ledersorten und von Hand gefertigt. Die aufwendige Machart, die selbst in der maschinellen Fertigung noch einen Teil Handarbeit benötigt, garantiert einen anspruchsvollen, langlebigen und komfortablen Schuh, der auch im Business gegenüber jedem anderen Schuh deutlich punktet.

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In Frage kommt die rahmengenähte Machart hauptsächlich für klassische Herrenschuhe wie Budapester, Derby oder Oxford. Durch die maschinellen Verfahren hat sich die Produktionspalette auf Sneaker, Stiefel, Boots und Slipper ausgedehnt. Entsprechende Modelle sind zunehmend für Damen erhältlich.

Rahmengenähte Schuhe spielen preislich in der höheren Liga. Die Investition lohnt sich aber allemal, da ein solcher Schuh durch viele Vorteile überzeugt und ständige Schuh-Neuanschaffungen, aufgrund von Verschleiß, kurzlebigen Materialien und einfachster Verarbeitung, hinfällig machen.

In diesem Ratgeber erfahren Sie alles Wissenswerte rund um die Rahmengenähten und erhalten Tipps zu Auswahl, Pflege und Reparatur.

Rahmengenähte Machart bei Schuhen

In der Schuhherstellung gibt es den Begriff der „Machart“, der die Art der Verbindung von Schuhschaft (Oberteil) und dem Schuhboden (Sohle) beschreibt. Die Machart hat wesentlichen Einfluss auf Qualität, Haltbarkeit, Tragekomfort, Reparaturmöglichkeiten und Preis. Unter den genähten Macharten finden sich die durchgenähte und die rahmengenähte Machart.

Der Ursprung der rahmengenähten Machart liegt Schuhhistorikern zufolge vermutlich in Afrika bei den Kopten, die als Nachfolger der alten Ägypter gelten. Die bisher ältesten Exemplare rahmengenähter Schuhe zeigen sich mit mittelalterlichen Kuhmaulschuhen, welche die beliebten Schnabelschuhe der Reichen zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Europa ablösten. Besonders an den europäischen Fürstenhöfen waren die Rahmengenähten im Barock gefragt, die zur Zeit des Rokoko noch einmal verfeinert wurden. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte die Herstellung von Rahmengenähten ausschließlich in Handarbeit.

Rahmengenähtes Leder

Rahmengenähtes Leder hält länger

Bei einem „rahmengenähten“ Schuh sieht die Vorgehensweise wie folgt aus: Im ersten Schritt werden Schaft und Innensohle (Brandsohle) mit einem ca. 1 cm breiten Lederband, das um den Schuh verläuft und den „Rahmen“ bildet, zusammengenäht. Die so entstandene Naht wird als „Einstichnaht“ bezeichnet. Der Raum zwischen Innensohle und Laufsohle im Ballenbereich wird mit einer Korkmasse oder Korkeinlage ausgefüllt. In die Korkmasse kann zur Stoßdämpfung und Stabilisierung noch ein Holzplättchen, das als Holzgelenk bezeichnet wird, eingelegt sein.

Anschließend erfolgt die Verbindung von Rahmen und Lederlaufsohle mittels „Doppelnaht“, wobei unterschiedliche Gestaltungsarten der Doppelnaht möglich sind, z.B. um die gesamte Sohle verlaufend oder von Absatz zu Absatz. Die Mehrzahl der rahmengenähten Schuhe hat eine mindestens ca. 5 mm starke Laufsohle, was die Vorteile dieser Machart am besten zum Vorschein bringt. Durch die Doppelnaht ist auch gewährleistet, dass sich dickere Sohlen nicht so schnell vom Schuh ablösen. Um eine edle Optik zu erreichen, werden die Stiche sehr eng gesetzt, auch die tiefe, unsichtbare Einarbeitung der Doppelnaht im Riss in der Ledersohle ist eine elegante Lösung. Der Rahmen bietet einen optimalen Schutz des Oberleders vor Beschädigungen durch Anstoßen. Bei pfleglichem Umgang beträgt die Tragedauer eines rahmengenähten Schuhs bis zu 10 Jahre und länger.

Die rahmengenähte Machart mit zwei separaten Nähten ist eine Verbindung von Oberteil und Schuhboden, die den Schuh einerseits weich, elastisch und bequem macht und ihm andererseits eine hohe, dauerhafte Stabilität und Widerstandsfähigkeit verleiht. Zudem sind in einem rahmengenähten Schuh zwischen den verschiedenen Schichten wie Futter und Obermaterial, Brand- und Laufsohle stabilisierende Elemente wie Gelenkversteifungen, Hinter- und Vorderkappen eingearbeitet, die Schutz, Halt und Führung bieten.

Manuelle und mechanisierte Fertigung von rahmengenähten Schuhen

Rahmengenähte Schuhe können in reiner Handarbeit oder mithilfe von Spezialmaschinen hergestellt sein. Die klassische Form des händischen Rahmennähens erfordert jede Menge Zeit und eine entsprechende Ausbildung. An die 200 Arbeitsschritte und mehr fallen bei der klassischen Herstellung durch den Schuhmacher an. In Handarbeit muss jeder Stich für die Einstichnaht vorgestochen bzw. ein Einstechdamm aus der Brandsohle herausmodelliert werden.

Um diese arbeitsintensive Vorgehensweise zu beschleunigen und eine günstigere, rationale Schuhproduktion zu erreichen, gibt es seit 1872 zwei patentierte Spezialnähmaschinen aus dem Hause Charles Goodyear. Konstruiert hat die intelligenten Einstech- und Doppelmaschinen übrigens der deutsche Schuhmacher Andreas Eppler, der seinerzeit nach Amerika ausgewandert war und beim Gummihersteller Goodyear seine neue Arbeitsstelle antrat. Heute werden rahmengenähte Schuhe, die auf den entsprechenden Goodyear-Maschinen hergestellt sind, als „Goodyear welted“ bezeichnet. Der Begriff hat sich für maschinell rahmengenähte Schuhe etabliert. Oft wird von den Anbietern auch „rahmengenähte Goodyear-Sohle“ angegeben.

Mitunter finden sich Mischverfahren, bei denen der Einstichdamm von Hand herausgearbeitet wird und die Doppelnaht maschinell gefertigt ist. Dennoch bleibt es dann ein „Goodyear welted-Schuh“.

Vorteile von rahmengenähten Schuhen

Ein rahmengenähter Schuh ist nach Fertigstellung noch etwas steif und schwer, was sich aber ändert, wenn der Schuh getragen wird. Das zunächst steife Material von Brand- und Ledersohle wird durch die flexiblen Nähte an den für die Schrittabwicklung relevanten Stellen durch das Einlaufen zunehmend weicher, während alle anderen Bereiche fest und stabil bleiben, um exzellenten Halt und Schutz zu garantieren. Hochwertiges Oberleder und Futter, das für rahmengenähte Schuhe verwendet wird, schiegt sich wunderbar an den Fuß an, verhindert Druckstellen und Reibung. Das Ergebnis nach dem Einlaufen ist ein bequemer, robuster Schuh. Im Vergleich zu geklebten Schuhen verspricht das Vernähen der Komponenten eine stabile und dennoch flexible Machart, die nachgibt, ohne aufzugehen oder auszuleiern.

Rahmengenähte Schuhe aus Leder sind atmungsaktiv, sie können jede Menge Schweiß aufnehmen und halten den Fuß angenehm trocken. Gerade bei Personen, die zu Schweißfüßen neigen, ist das eine erleichternde Option. Gleichzeitig isoliert Leder wunderbar und bietet Schutz vor Kälte wie auch Hitze. Oftmals wird eine Profilgummisohle zusätzlich aufgebracht, um Ledersohle und Doppelnaht vor extremer Witterung und vorzeitigem Verschleiß zu schützen, was ebenfalls die Kälteisolierung erhöht.

Der Lederrahmen schützt nicht nur das Oberleder vor Kratzern, Macken und Beschädigungen, sondern auch den Fuß vor schmerzhaften Stößen.

Kein anderer Schuh lässt sich so effektiv reparieren wie ein rahmengenähter Schuh, denn die Nähte können für das Erneuern der Laufsohle oder anderer Schuhkomponenten wieder aufgetrennt werden. Und das nicht nur einmal. Leder ist zudem ein langlebiger und stabiler Werkstoff, der beim rahmengenähten Schuh eine lange Tragedauer bis zu 10 Jahren und länger garantiert. Welcher Schuh aus Plastik und in geklebter oder gegossener Machart kann da schon mithalten?

Gerade Machart und Material verleihen den Rahmengenähten eine erlesene, elegante und ästhetische Optik, die auf den ersten Blick den feinen Unterschied erkennen lässt.

Auswahl/Angebot an rahmengenähten Schuhen

Rahmengenähte waren früher reine Maßanfertigungen vom Schuhmacher für die gut betuchten Kunden. Durch die Mechanisierung der Arbeitsschritte sind die hochwertigen Schuhe heute einem weitaus größeren Kundenkreis zugänglich. Die maschinelle Fertigung macht rahmengenähte Schuhe für anspruchsvolle TrägerInnen erschwinglich, wobei sich unter den Anbietern auch einige Manufakturen finden, die von Hand gefertigte Modelle dieser Machart zu einem moderaten Preis offerieren. Rahmengenähte Schuhe sind z.B. über John Crocket, Oliver Grey, Girotti, Gordon & Bros., Manufactum, Melvin & Hamilton zu beziehen. Die genannten Hersteller sind alle online vertreten, was Shopping rund um den Globus möglich macht. Auch maßgefertigte Schuhe gewinnen wieder an Bedeutung.

Rahmengenähte Schuhe werden vornehmlich in klassischem Schwarz, diversen Braun- und Rottönen, helleren Beige-Nuancen oder edlen Grün- und Blauvarianten angeboten. Ausgefallene Farben sind hingegen eher die Ausnahme. Wer sich einen exzellenten Rahmengenähten leistet, sollte auf eine dickere Ledersohle achten, denn diese ist haltbarer, beständiger gegen Feuchtigkeit, verteilt den Druck individueller, ermöglicht eine bessere Dämpfung und Klimatisierung des Fußes. Durch den Rahmen erhalten die Schuhe eine breitere, markante Optik, was bei Herrenschuhen durchaus gewünscht ist. Bei Damen sollte das rahmengenähte Modell zu Typ und Stil passen, auch die Erfahrung des Schuhherstellers spielt bei femininen Linien eine wichtige Rolle.

Pflege & Reparatur von rahmengenähten Schuhen

Für Lederschuhe bietet der Handel eine große Auswahl an exzellenten Pflegemitteln, wobei der qualitätsbewusste Schuhliebhaber auf die klassische Lederpflege in Form von farblich abgestimmten Schuhcremes, Schuhwachsen und erstklassigen Schuhputzutensilien setzen sollte.

Lederschuhe benötigen regelmäßige Pflege. Wichtig ist die wöchentliche Reinigung bei normaler Beanspruchung und die sofortige Reinigung bei stärkerer Verschmutzung. Kleinere Patzer im Leder lassen sich mit entsprechenden Reparaturpasten schnell beheben. Ein Schuhspanner hält die Schuhe in Topform.

Sind die Lederschuhe feucht geworden, sollten sie mit Zeitungspapier ausgestopft langsam trocknen. Um unschöne Wasserränder zu vermeiden, ist bei starker Wassereinwirkung der gesamte Schuh noch einmal zu durchnässen, damit eine gleichmäßige Trocknung erfolgen kann.

Ist die Ledersohle defekt oder gar durchgelaufen, kann sie repariert werden. Hier bieten sich so genannte Halb- oder 3/4-Sohlen an, die neu aufgebracht werden. Wird eine komplette Instandsetzung des Bodens erforderlich, ist das eine Sache für den Hersteller, da er die Leisten besitzt.

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